BR-Törn 2000
Das Segeln kein billiger Sport ist wußte ich ja schon länger, aber wie unerwartet die Kosten in die Höhe schießen können, das habe ich erst auf dem Br-Törn im September 2000 erleben müssen.
Eigentlich wollte ich nur, in der Mannschaft mit Gerd, Holger, Jasmin, Karen und Marc, meinen BR-Schein machen, wozu wir natürlich einen Skipper(und Co-Skipper) brauchten. Da es zu einem Törn auf dem Ijsselmeer und der angrenzenden holländischer Wattensee, einer gründlichen Vorbereitung bedarf, hat uns unser Törn-Organisator Bartek schon eine Woche vorher zum Vortreffen ins Unicom eingeladen. Auch wenn es in der Kürze der Zeit leider nicht möglich war einen Skipper für uns aufzutreiben, bekamen wir schon mal unseren Co-Skipper Bernhard und seinen erfahrenden Mitsegler Michael vorgestellt. Nun konnten wir endlich die wichtigen Details planen! Zügig wurde Bernhards Dosenbier-Vorschlag abgelehnt, und wir konnten die anderen Einkäufe planen. Für den Einkauf wurden Marc, Gerd und ich bestimmt, da wir zusammen in einem Auto fahren wollten. Bernhard teilte uns schon mal für die einzelnen Essen, die wir als Mannschaft für die Skipper kochen sollten, ein damit klar war was wir einkaufen sollten. Zum Schluß gaben uns Bernhard und Michael noch einige wichtige Hinweise, so wußten wir alle nicht das H-Milch binnen kürzester Zeit 'um geht', deshalb sollten wir nur ganz wenig Milch kaufen. Außerdem konnten wir nicht glauben das Segeln ohne lange(gelbe) Gummihandschuhe unmöglich ist. Auf Nachfrage bestätigte Bernhard uns, das wir Barteks Boot auf jeden Fall leicht einholen könnten. Da Bartek als mit der schnellste Segler im UniSport gilt, mußte Bernhard also ein absoluter Segelcrack sein.
Nun wo alles geklärt war brauchten Gerd und ich unbedingt ein Bier, doch jetzt mußten wir hart sein, der Wirt hatte die Theke schon geschlossen! Es blieb uns nichts, wir mußten gehen, ich hab mir echt Sorgen gemacht das Gerd sich 'doll' macht, denn er hatte das Bier nötig wie kaum einer zuvor.
In den nächsten Tagen besprachen Gerd, Marc und ich noch einmal die Fahrt, den Einkauf und wunderten uns, das sich immer noch kein Skipper bei uns gemeldet hatte.
Am Freitag den 15.9. ging es dann endlich los, wir drei trafen uns und fuhren ins Land der Grachten, Windmühlen und der weltberühmten Tomaten. Wegen der uns unbekannten Ladenschlußzeiten stoppten wir wie geplant unterwegs, in Appeldorn. Mit unserem Einkaufszettel bewaffnet betraten wir den Supermarkt, und begingen einen Fehler! Wir nahmen nur einen Einkaufswagen mit! Als wir das Geschäft, mit unseren 3 Wagen, verließen stand nur noch ein Satz Spielkarten auf unserem Einkaufszettel, wir hatten nichts vergessen. Nachdem wir die Einkäufe gerade noch, in dem viel zu kleinen Volvokofferraum, untergebracht hatten fuhren wir nach Lemmer wo unser Boot auf uns wartete.
Da lag sie nun, unser Schiff, die 'Südwind'! An Bord begrüßte uns unser Skipper, es war Bernhard der 'kurzfristig' vom Co-Skipper zum Skipper befördert worden war. Und als Skipper hatte er auch schon die ersten Kommandos gegeben, und den Rest der Mannschaft zum Einkaufen geschickt! Die Menge kannten wir schon, 3 Einkaufswagen. Ohne zu erkennen wie fatal sich das zusätzliche Gewicht auf unseren Tiefgang auswirkte begannen wir die Vorräte zu verstauen. Anschließend folgte das Highlight des Abends, die von Jasmin, wie besprochen, vorbereitete(sie hat sich mental auf die Anwendung des Dosenöffners vorbereitet) Suppe. Den Rest haben wir, nachdem wir als Gegenleistung den Abwasch vereinbart hatten, Barteks Mannschaft überlassen. So erfuhren wir auch das Barteks Boot in der Vorwoche mit Tiefgangproblemen zu kämpfen hatte, die die Küstenwache jedoch schnell behoben hatte. Wie kann einem nur so etwas passieren.
Am nächsten Morgen stellten wir fest, das unser Abwasch immer noch da stand. Anschließend wies uns Bernhard in die Bedienung des Bootes ein, und bestand darauf das es auf dem Wasser absolut kein Bier gibt. Auch wenn wir da noch nicht dran glaubten, er blieb in diesem Punkt die ganze Woche hart, und entzog uns das Bier konsequent. Das mußte ja zur Katastrophe führen ;-) . Beim motoren merkten wir noch, das der Leerlauf bei unserem Gashebel irgendwie nicht funktionierte, warum sollten wir erst viel später erfahren. Den Rest dieses trügerischen Tages lief alles glatt, und das obwohl unser Co-Skipper Michael erst am folgenden Tag eintreffen sollte.
Er kam am nächsten Morgen zu uns in den Hafen von Hindeloopen, und verzögerte unsere Abfahrt mit dem Einladen seiner umfangreichen Ausrüstung(Besonders erwähnenswert, sein Taschen(groß)rechner, der zum navigieren völlig unerläßlich ist, und da er zur überlebenswichtigen Ausrüstung gehört, bekamen wir jedes Detail dazu erklärt!). Mit diesem Equipment konnte eigentlich nichts mehr schief gehen können, wenn sich der zusätzliche Ballast nur nicht auf dem Tiefgang ausgewirkt hätte...
Sehr spät an diesem Morgen, wollten wir ablegen, unser Skipper entschied sich zum 'Eindampfen in die Achterspring'. Nachdem uns dieses eine Stunde später immer noch nicht geglückt war, und zunehmend mehr Holländer an Land standen um unser Manöver zu begutachten, erbarmte sich einer uns mit seiner Yacht herauszuschleppen. Nun begann unsere Fahrt nach Vlieland, die noch so verhängnisvoll verlaufen sollte. Da Flaute herrschte begannen wir die Fahrt unter Motor, in der Schleuse zur Wattensee trafen wir durch Zufall Barteks Yacht die über Nacht in Makkum lag und wegen der Flaute entsprechend lange zur Schleuse gebraucht hat. Wir sollten erst vielspäter erfahren warum die anderen beiden Boote so konsequent auf das Motoren verzichteten, was wir auf Drängen von mir und Jasmin glücklicherweise auch zunehmend taten.
Hinter der Schleuse, wo zunehmend Wind aufkam, zog uns Barteks Yacht ziemlich schnell ab, was unsere Skipper offensichtlich leicht irritierte. Der Navigator meldete zwar das wir von der Fahrrinne in ein Flachwassergebiet abkamen, aber wir hatten ja noch ein paar Handbreit Wasser unterm Kiel. Als wir dann die Fahrrinne bis auf wenige Meter erreicht hatten passierte es - Grundberührung! Aber wir hatten noch einmal Glück, es rumste nur einmal und wir kamen wieder in Fahrwasser. Es sollte sich noch zeigen, das dies nur eine Warnung war.
Wir fuhren das Fahrwasser weiter Richtung Harlingen, und folgten von dort der Betonnung nach Vlieland. Entlang der roten Tonnen sollte, es laut der Seekarte, unterhalb der Wasseroberfläche eine wellenbrechende Mauer geben. Wären wir auch nur einmal über diese Linie hinaus gefahren hätte es uns leicht den Kiel kosten können. Aber Gerd am Steuer hatte die Situation perfekt unter Kontrolle, und wir machten nicht einen Schlag zuviel. Dennoch waren die ständigen Wenden für uns ziemlich anstrengend. Sicherheitshalber ging Bernhard unter Deck um die Navigation zu übernehmen. Es dauerte sehr lange bis wir das Ende der Mauer erreichten, aber mir gefiel das eigentlich ganz gut den mir ist jedes noch so anstrengende Manöver lieber als stundenlang auf ein und demselben Kurs zu fahren.
Nachdem wir die Mauer etwas hinter uns gelassen hatten, gab Bernhard uns von unten die Anweisung, das wir etwas über den Tonnenstrich hinausfahren könnten, da das Wasser dort tief genug ist. Er sah auf unserem HighTech-GPS mit integrierter Seekarte die Tiefenlinien genau verzeichnet, und wollte uns Bescheid geben wenn die 2m-Linie auf uns zu kam. Jetzt konnten wir mit einem Schlag wirklich deutlich mehr Höhe gewinnen und da jetzt mehr Zeit zwischen den Wenden lag nutzten wir die Zeit um Kaffee zu kochen. Da ich gerade mit meinem Kaffee daneben stand erklärte er mir noch wie er nach GPS navigiert, leider sah ich das Gerät nur von der Seite und nicht mit den Bildschirm. Natürlich lehnte auch unser Skipper Bernhard den Kaffee nicht ab, aber dann fiel ihm auf das er das GPS vernachlässigt hatte, und als er sah das wir die 2m Linie bereits überschritten hatten(Tiefgang 180cm) schrie er nur noch 'Wenden! Wenden!' nach oben. Doch keine zwei Sekunden später stoppte die 'Südwind' so abrupt, das wir uns nur schwer halten konnten. Wir waren mit über 6 kn in den Schlick gerast und es bewegte sich nichts mehr.
Es blieb uns nur noch die Segel zu bergen. Während Bernhard eine Yacht zur Hilfe herbei winkte, nutzte ich diese Zeit, wo eh nichts mehr zu machen war, um erst mal einen Film in meine Kamera einzulegen...
Die Holländische Yacht die uns zu Hilfe kam näherte sich ganz vorsichtig, und das mit Recht, denn sie hatte auch 160cm Tiefgang. Nach einigen Versuchen gelang es eine Leine herüber zuwerfen. Wir probierten es mit der Leine am Heck befestigt zu ziehen, doch die kleine holländische Yacht hatte keine Chance gegen unsere tief im Schlick sitzende 42.2 Fuß-Yacht. Als wir die Leine an unserem Bug befestigten, drehten sich unser Schiff ein kleines Stück, und dann ging nichts mehr. Bernhard erkannte bald das es so nichts brachte, und bat den Holländer ein nicht weit entferntes Plattbodenboot um Hilfe zu bitten. Es schien ewig zu dauern bis das Plattbodenboot endlich begann seine Segel zu bergen. Dann näherte es sich ganz vorsichtig und wir sahen wie sie am Bug die Tief mit einer Stange maßen, es war nicht viel mehr als ein Meter. Das Wasser mußte sehr schnell abgelaufen sein. Der Plattbodenbootkapitän warf uns eine Leine zu, die wir unten am Mast befestigen sollten. Dann fuhr er seinen Schiffsdiesel so stark an die Leistungsgrenze, das sich riesige schwarze Rauchwolken bildeten. Doch es brachte nichts!
Währenddessen näherte sich ein Schnellboot mit sehr hohem Aufbau, von dem wir dachten es wäre ein Polizeiboot. Es traute sich jedoch nicht näher heran, und drehte nach ein paar Minuten ab. Offenbar hat es jedoch andere Hilfe gerufen, denn plötzlich tauchte ein riesiges orangenes Schlauchboot auf, dessen einzige nennenswerte Eigenschaft offenbar Motorleistung war. Dieser professionelle Bergeunternehmer wollte uns direkt sein Tau an Bord schmeißen, was wir zu seiner Verblüffung erst einmal ablehnten. Als wir nach dem Preis fragten, wollte er es wohl gerne über die Versicherung laufen lassen, aber auf seine Frage hin erklärten wir ihm das wir gar keine hätten(Als ob wir ein unversichertes Boot chartern würden, nur gab es eben eine Selbstbeteiligung von 2000DM). Daraufhin wollte er von uns einen Preis hören, als unser Tiefstapler Bernhard 30 Gulden bot, sah man das schiere Entsetzen im Gesicht des Holländers, das würde ja nicht mal für seinen Sprit reichen. Er zählte dann die Personen an Bord und meinte 50 Gulden pro Person. Offensichtlich konnte er nur bis 5(Personen) zählen, und kam auf 250 Gulden, wo wir dann natürlich eingeschlagen haben. Nun waren wir bereit seine Leine an Bord zu nehmen, und belegten sie am Bug. Einfaches Ziehen brachte aber auch bei dieser gigantischen Motorleistung nichts. Es dauerte lange bis er mit seinen Schrauben den Schlick unter uns weggespült hatte, dazu gab er seitlich von unserem Schiff, mit dem er ja vertäut war, Vollgas. Nach über 20 Minuten schaffte er es dann endlich uns frei zu schleppen.
Wir bezahlten ihn, ohne Rechnung, Bergeprotokoll, etc., und er fragte uns noch nach dem Heimathafen. Da bekam ich schon Angst das er es dem Vercharterer meldet, und wir winkten ihn noch mal zurück. Er versicherte uns aber das von ihm keiner eine Mittteilung bekommt, und selbst wenn wäre es nicht schlimm gewesen, denn Bernhard hat als Heimathafen 'Lemmer' angegeben und nicht den wirklichen Heimathafen 'Düsseldorf'.
Wir fuhren weiter nach Vlieland wo schon Barteks Crew auf uns wartete, wir hatten uns abgesprochen das wir nur mit Infos über unser kleines Problem herausrücken, wenn wir jeweils ein Grolsch dafür ausgeben kriegen.
Wir kamen in der Dämmerung nach Vlieland, und machten seitlich von Barteks Boot fest. Nachdem wir kurz an Land gegangen waren stellten wir fest das Bernhard schon die ganze Story erzählt hatte, aber was sind schon ein zwei Kästen Grolsch verglichen mit den Crashkosten...
Am nächsten Morgen mußten wir dann in den einen Kilometer entfernten Ort zum Bier kaufen laufen. Und dann kam eine Story, die war einfach zu schön und war zu sein, nachdem wir das Bier heran geschleppt hatten entschieden sich unsere beiden Skipper dazu einkaufen zu gehen. Als wir lange auf sie gewartet hatten, erzählten sie uns dann die Story: Beim Einkaufen hatten die beiden in einem Gewinnspiel gewonnen. Aber als sie uns den Gewinn zeigten, kam ich mir dermaßen verarscht vor, das ich mich fast 'doll' gemacht hätte. Es war ein Kilo Fritiesfett.
Nachdem ich die Story dann irgendwann doch geglaubt hatte, legten wir wieder ab mit dem Ziel Amsterdam. Zunächst fuhren wir bei 6 Windstärken direkt auf die Nordsee hinaus, nachdem Steuergirl Jasmin den sowieso von ihr gehaltenen Geschwindigkeitsrekord, ab ca. 7.5kn von einer LaOla-Welle begleitet, um mehrere zehntel Knoten heraufsetzte, fuhren wir, bereits recht weit draußen, auf eine Bohrinsel zu. Wir drehten dann auf Kurs SüdOst, bald merkten wir jedoch das wir nur wenig Höhe gewannen. Wir entschieden uns daher den Hafen von Oudeschild anzulaufen. Dazu motorten wir mehrere Seemeilen, an einem holländischen Kriegsschiff vorbei, um das Südkap von Texel herum.
Nach dem Anlegen mußte uns Bernhard dann noch zeigen wie man den Motor ausschaltet. Da er den Motorstopzug abgerissen hatte, ging das jetzt nur noch nachdem man unter Deck den Motor von seiner Verkleidung befreit, und zwischen den rotierenden Teilen einen kleinen Hebel betätigte.
Spät abends versuchten wir dann dort noch etwas zu essen zu bekommen, in einer Kneipe bekamen wir dann auch noch unsere erste Frikandel zu essen. Schwieriger war es dann schon das gute Wetter des nächsten Tages zu sichern, dazu mußte ich mich einiger Bitterballen von Jasmin annehmen und den anderen erging es auch nicht viel besser.
Am nächsten Tag ließ das Wetter auch nicht viel zu wünschen übrig; Wind pur! Wir fuhren bei Sonnenschein und gutem Wind wieder Richtung Ijsselmeer. Nachdem wir unseren Skipper ein Stück nicht vom motoren abhalten konnten, nutzte ich die Zeit ohne Krängung, zum kochen einer leckeren Suppe.
Als wir dann wieder auf dem Ijsselmeer waren ging es richtig ab, der Wind nahm immer weiter zu. Irgendwann schaffte Steuerfrau Jasmin, irgendwie schaffte sie es immer bei geilem Wind am Steuer zu stehen, den Speedrekord auf 8.3kn zu steigern. Dann wurde es Bernhard aber irgendwann doch zu heftig, auch wenn er die Windstärke(Es waren 8 Windstärken, nur hielt er die 'Windeinheiten' auf unserem Windmeßgerät für km/h und nicht für kn, so daß er von 4-5kn ausging) viel niedriger einschätzte, er entschied sich zum Segelreffen.
Trotz reffen war es Jasmin noch möglich den Speedrekord auf 8.6kn zu steigern, und sie hätte sicher auch noch mehr rausgeholt, wenn nicht eine unserer Wanten gebrochen wäre. Ganz ruhig entschied sich unser Skipper dann zum Manöver 'Segel bergen', warum die in den Lehrbüchern immer so plötzlich wenden müssen??? Bei dem Seegang wurde ich, trotz meiner wasserdichten Jacke, komplett durchnäßt. Wir entschieden uns nach Enkhuizen zu motorern, da dort bessere Reparaturmöglichkeiten bestanden, als im etwas näher liegenden Hafen von Medemblik. Nach einer Stunde merkten wir das uns mal wieder ein kommerzielles Rettungsboot umkreiste, waren wir schon bekannt, oder war Windstärke 8 für eine Chartercrew ernsthaft gefährlich? Wir schafften es bis Enkhuizen und legten, in einem halbstündigen Manöver, mit etwas Hilfe am erst besten Liegeplatz an.
Am nächsten Tag besorgten wir einen neuen Stopzug für unseren Motor, und ließen uns einen neuen Haltbolzen für unsere Want drehen. Als wir dann nachmittags endlich los kamen, fuhren wir Richtung Hoorn. Heute 'durfte' ich navigieren, das war auch ziemlich einfach denn auf dem Maarkermeer gab es natürlich nur wenig Seegang, und wenn wir nicht noch MOB-Manöver geübt hätten wären wir mit einer Wende ausgekommen. Das Anlegen in Hoorn, nicht um sonst wurde nach dieser Stadt das gefährlichste Kap der Welt benannt ;-) , lief dann einfach nur katastrophal! Nach weit über einer Stunde, mit Hilfe einiger Holländer, gelang unserem Skipperduo am Steuer endlich ein Anlegemanöver. Am nächsten Morgen schien der Hafen meister es gar nicht fassen zu können, wie unser Schiff da quer zu allen Boxen am Steg lag.
Den folgenden Tag hatten wir eine weite Strecke vor uns, dafür fast keinen Wind. Zunächst ging es nach Lelystad wo wir wir Anlegemanöver üben wollten, anschließend mußten wir unbedingt nah Lemmer wo wir am folgenden Tag unsere Prüfung ablegen sollten.
In Lelystad setzten wir zunächst Jasmin, Gerd und Marc zum Einkaufen ab, bevor wir das An- und Ablegen unter Motor übten. Der erste war Holger, er machte das Manöver einmal, da er aber mit seinen gar nicht so schlechten Manöver unzufrieden war wollte er sie noch einmal fahren. Doch als er auf die Kaimauer zu fuhr ließ sich sich die Motorleistung nicht mehr zurücknehmen, unser Co-Skipper schaffte es dann, nach panischen Herumprobieren, noch den Rückwärtsgang, allerdings mit Vollgas, einzulegen, dann ging nichts mehr. Dann beschleunigten wir rückwärts auf eine luxuriöse 2 Mast Yacht zu, unserem Co-Skipper blieb nur noch den Motorstop zu betätigen. Auch wenn wir das Steuer voll eingeschlagen hatten, rasten wir nach wir vor, auf die anderen Yachten zu! Ich schaffte es gerade noch einen Pfender loszumachen, und ihn nach hinten zu geben. Damit konnten wir uns gerade noch von dem Poller abpfendern auf den wir glücklicherweise statt auf die Yachten traffen. Wir waren noch verdammt schnell, und wir wurden abrupt gestoppt! Wir trieben zurück in die Mitte des Hafenbeckens, und ich drängte, den immer noch sehr erschrockenen, Bernhard dazu noch mal den Motor einzuschalten(Ich hatte es, durch den ausgeschalteten Motor, noch einmal geschafft den Vorwärtsgang einzulegen!). Nach einen kurzen Motorschub hatten wir wieder genug Schwung um steuern zu können und wir fuhren langsam auf die freie Kaimauer zu. An Land kamen gerade Marc, Gerd und Jasmin zurück, und verstanden nicht was los war, wir brachten sie gerade noch dazu unser Seil anzunehmen und uns an die Kaimauer zu ziehen.
Nachdem wir über Funk niemanden von unseren Booten erreichten, sprach Bernhard folgende Nachricht auf Barteks Mobilfunk-Mailbox: 'Hallo Bartek, wir liegen hier im Hafen von Lelystad mit Getriebeschaden, ruf mich doch bitte unter... Scheiße! Jetzt hab ich meine Nummer vergessen!'
Wir fanden dann nach einiger Zeit heraus, das das Problem an einer dilettantischen Reparatur(mit Kabelbindern) an den Seilzügen, unseres Gashebels, lag. Michael gelang dann eine Reparatur, nach der der Gashebel besser funktionierte als vorher(aber immer noch nicht so wie er es sollte).
Wir motorten durch die Schleuse aufs Ijsselmeer. Nach einiger Zeit konnten Jasmin und ich, Bernhard doch noch dazu überreden unter Segel zu fahren. Während ich die Navigation übernahm steuerte Gerd draußen(es war verdammt kalt), abends mußte das Boot dann durch die extrem enge unbeleuchtete Tonnenstraße nach Lemmer fahren. Das war das erste mal das ich nach Radar navigieren mußte mußte. Wenn wir eine Tonne getroffen hätte mich das wohl einen Kasten Grolsch gekostet. Aber wir haben die Fahrrinnen perfekt getroffen.
Bernhard meinte es wäre einfacher am erst besten Steg anzulegen, als bis zum für die Südwind reservierten Anlegeplatz zu fahren. Das rächte sich jedoch doopelt, beim Anlegen fuhren wir uns leicht auf dem Grund fest, nach einem kurzen Motorschub kamen wir aber wieder frei. Der zweite Nachteil dieses Liegeplatzes traf nur Bernhard, der irgendwann, von der Toilette kommend, aufs Boot humpelte, er war auf dem weiten Weg vom äußersten Steg des Hafens in ein gefährliches Loch am Anfang dieses Stegs getreten.
Am nächsten Tag fuhren wir zur Prüfung, wir wahren als letzte dran, den Prüfer nahmen wir auf dem Wasser an Bord. Die Prüfung lief recht locker ab, erst fuhren wir alle nacheinander Wende, Halse und 'Boje über Bord'. Den Prüfer fand unsere Kommandos beim 'Boje über Bord' nicht richtig, das war aber auch nicht so schlimm, denn diesmal zeigte Michael richtig Einsatz, und schaffte es die Boje jedesmal auf Anhieb aufzunehmen. Anschließend mußte Bernhard das Boot zurück in den Hafen fahren, während wir unter Deck noch ein paar Fragen beantworteten, und zum Schluß noch eine Peilung machten. Damit hatten wir alle bestanden und der Prüfer wollte eigentlich von Bord gehen, leider war Bernhard währenddessen in das falsche Hafenbecken gefahren. Nachdem der Prüfer im gezeigt hatte wo wir hin müssen, fuhr Bernhard das Anlegemanöver. Wir machten vorne fest, pfenderten alles ab, und dann gab Bernhard noch einmal richtig Gas. Der Bug drückte mit voller Kraft auf den Steg, so das sich eine Latte laut knirschend von diesem löste. Als der Prüfer von Bord ging gab er uns noch den Auftrag, den Steg wieder herzurichten, und verabschiedete sich.
Jetzt mußten wir noch zurück in die Box fahren, Jasmin fuhr rückwärts in die Box ohne einmal die Fahrtrichtung wechseln zu müssen. Noch bevor wir richtig festgemacht hatten, hörten wir den Vercharterer mit Bartek über unsere Grundberührung sprechen.
Jetzt war der Tag gelaufen, erst kam ein Taucher der das Schiff von unten untersuchte, der aber nichts eindeutiges sagte. Außerdem sollte das Schiff eine Woche später noch aus dem Wasser gehoben werden. Doch das waren nicht die einzigen unerwarteten Mehrkosten, da war noch die Endreinigung zu zahlen, und wir erfuhren das wir(Bernhard wußte es wohl schon) nur wenige Motorstunden frei(Spritkosten) hatten, und wir für den Rest ganz erheblich blechen mußten.
Wir gingen dann noch lecker Fisch essen, und fuhren anschließend ziemlich frustriert nach Hause.